Archiv für den Monat September 2012

Gorgonzolakürbis

Heute gab es Gorgonzolakürbis. „Klar“, werden jetzt viele sagen, „Kürbisgnocchi mit Gorgonzola-Sauce wahrscheinlich; kenn ich, hatte ich auch schon öfters“. Nö. Ist aber nicht gemeint. Auch wenn die Kombination Gorgonzola + Kürbis gar nicht so schlecht schmeckt, gemeint ist aber der Kürbis mit eben diesem Namen: Gorgonzolakürbis. Das ist er:

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Manchmal auch unter dem Namen Chamäleon-Kürbis zu finden, ist dieser Kürbis (der, glaube ich, zu den Acorn-Sorten gehört) meist so um die 1 kg schwer und nicht allzu groß.    Dadurch läßt er sich auch noch relativ leicht verarbeiten. Teilen, auskratzen und schälen (die Schale kann nicht mitgegessen werden) ist mit einem scharfen Messer leicht zu bewerkstelligen.

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Er eignet sich hervorragend dazu, einfach nur den Deckel abzuschneiden, die Kerne rauszukratzen und dann Sahne, Lachs und Gemüsebrühe reinzufüllen. Das Ganze im Ofen backen, bis das Kürbisfleisch schön weich ist und dann über Bandnudeln zu geben.

Aber auch alle anderen Zubereitungsarten für Kürbis sind machbar, wenn man alles richtig gemacht hat, dann könnte das Ganze hinterher so aussehen:
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Das ist der besagte Kürbis, Kartoffeln und Hähnchen. Hm, braucht aber noch 5 Minütchen.

Nach Gorgonzola schmeckt der Kürbis übrigens nicht, nicht, daß da falsche Vorstellungen aufkommen. Er sieht halt nur so schimmelig aus. Geschmacklich ist er eher nussig-cremig.

Wirsing, Sususi

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Meine Kochbücher…Nr. 30

Heute mal etwas, daß man eigentlich auch nicht als Kochbuch bezeichnen kann…mehr als Kochmagazin. Aus dem Axel Springer Verlag vom Nov/Dez 2006  und von jemandem, den inzwischen nahezu alle kennen: Tim Mälzer. „Neues vom Küchenbullen“

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118 Rezepte auf 164 Seiten, alle nicht besonders kompliziert und damit auch für Anfänger geeignet. Hier sind auch die Rezeptanleitungen schön beschrieben und nachvollziehbar. Wer seine Kochshows kennt, der weiß, daß manchmal ganze Hände voll Kräutern auf dem Teller landen – dies ist hier erfreulicherweise nicht der Fall, die Verwendung von Kräutern und Gewürzen hält sich hier in geschmacksfreundlichen Grenzen. Pikante Arme Ritter, Asia-Kalbsklopse oder Guacamole…hier sind leckere Sachen drin, die sich auch in einen normalen Alltags-Speiseplan leicht einbauen lassen.

Wirsing, Sususi

Hotel am Tiergarten Karlsruhe

Gestern waren wir noch mal das schöne Wetter ausnutzen und haben deshalb dem Tiergarten Karlsruhe noch einen Besuch abgestattet. Diesmal mit Pinguin-, Eisbären-, und Seelöwen/hunde-Fütterung. Auch die Nilpferde haben was bekommen, deshalb waren ausnahmsweise mal die ganzen Tierchen zu sehen – nicht nur Ohren oder zwei Nasenlöcher.

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Ein bißchen Durst hatten wir dann schon – und da es noch temperaturmäßig angenehm war, fanden wir uns im Café wieder bei Eisschokolade/Kaffee. Und zwar hier: Im „Hotel am Tiergarten“.

Dieses liegt, wie der Name diesmal richtig vermuten läßt, praktischerweise direkt neben dem Zoo und damit gegenüber dem Hauptbahnhof. Auf diese Art ist es sowohl zu Fuß, per Bahn oder Straßenbahn gut zu erreichen. Fahrrad geht natürlich auch, aber da sollte man seinen eigenen Parkplatz mit in der Tasche haben – hier standen im Umkreis von 300 Metern geschätze 244.917 Stück.

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Draußen sitzt es sich dort so lala, man ist halt, nur durch eine kleine Straße getrennt, direkt an der Hauptverkehrsader mit Autos und Straßenbahnen.
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Die Tischdecken könnte das Etablissement auch mal wieder wechseln, hier waren überall ausgerissene Stellen und Löcher. Wir saßen bereits etwas da, als eine Bedienung nach unserer Bestellung fragte. Auf unseren Wunsch nach der Speisekarte drehte sie sich um, griff nach einer Karte ein paar Tische weiter und warf sie uns wortlos „vor die Füße“. Bis zum Bestellen dauerte es dann auch eine Weile. Tut mir leid, aber für so einen Service gibt es hinterher auch kein Trinkgeld. Erst als es ans kassieren ging, weil die Dame gleich Feierabend machen wollte, da wurde sie dann wieder freundlicher. Die Bestellungen allerdings waren recht schnell am Tisch, daran gab es auch nichts auszusetzen – eine ganz normale Schokolade mit Sahne und Schokoeis für 4,60 €. Das ist völlig normal.
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Also, ich werde der Bedienung mal noch mal eine Chance geben; war vielleicht bloß ein schlechter Tag. Fazit: Kann man, muß man aber nicht unbedingt. Gibt im Umkreis noch viele Cafés, man muß halt vom Zoo aus hundert Meter mehr laufen.

Wirsing, Sususi

Meine Kochbücher…Nr. 29

Diesmal habe ich ein Kochbuch, daß auf keinen Fall fehlen sollte: Obwohl knapp kleiner als DIN A 5 und von Parragon Books ist dieses sogar stabiler als die großen von Parragon: „Beste Rezepte Türkisch“ Aus diesem Buch stammen einige meiner Lieblingsrezepte, z. B. mach ich die Zucchinifladen oder die gefüllten Auberginen immer nach dem Rezept hier drin.

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Auf 239 Seiten findet man links immer das Rezept und rechts das Bild dazu. Ob pochierte Eier mit Joghurt, Orangen-Zitronen-Sorbet oder Hochzeitssuppe…die Rezepte hier drin sind gut, einfach nachzukochen und schmecken toll. Die Zutatenliste läßt sich ohne Probleme besorgen und der Anleitung zu jedem Rezept kann man auch als Anfänger leicht folgen. Ob die Rezepte so original türkisch sind, das kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls sind sie sehr schmackhaft und verzeihen auch die ein oder andere Abwandlung. Eine Rundumempfehlung für dieses Werk sozusagen.

Wirsing, Sususi

Meine Tassen…02

Vielleicht ist einigen aufgefallen, daß ich im letzten Artikel wieder eine meiner Tassen verwendet habe. Wem es nicht aufgefallen ist, hier ist sie noch einmal in ihrer ganzen Schönheit:

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Ein Sammelgedeck der Firma Heinrich & Co., Selb. An der Porzellanmarke ist zu erkennen, daß das Gedeck von nach 1939 stammt, davor hatte H&C noch zwei überkreuzte Schwerter in der Marke. Wie man sieht, ist dieses Gedeck „Echt Kobalt“, deshalb auch diese wunderschöne tiefblaue Farbe. „Uiuiui, echt Kobalt,“ werden jetzt einige fragen, „ist das denn nicht giftig?“ Jaein. Kobalt an sich gilt als gesundheitsschädlich, das ist richtig. Trotzdem ist es ebenfalls Bestandteil des Vitamin B12 und als solches sogar lebensnotwendig. Wie immer, die Dosis macht das Gift.
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Was jetzt das Geschirr mit Kobaltglasur betrifft: Kobalt ist, neben Chromverbindungen (grün) eine der wenigen Glasuren, die im Unterglasurbrand verarbeitet werden können, d. h. der Glattbrand erfolgt bei über 1300 °C und somit bei viel höheren Temperaturen als Dekore im Aufglasurbrand (dazu kommen wir beim Gold irgendwann noch mal). Dabei verschmilzt das Cobalt so vollständig mit dem Porzellan, daß keine Spuren mehr abgegeben werden.

Wer allerdings aus dem letzten Südamerika-Urlaub (ebenfalls nicht ausgenommen sind Hinterhofmanufakturen in Spanien, Portugal o. ä.) ein Saftservice mit Bemalung mitgenommen hat, der sollte zumindest drauf achten, keine säurehaltigen Getränke drin aufzubewahren bzw. längere Zeit drin stehen zu lassen. Extrem bleihaltige Glasuren bzw. metalloxidhaltige Glasuren im Aufglasurdekor (keine hohe Brenntemperatur) sind immer noch gerne im Umlauf; hier kann eine gewisse Vorsicht nicht schaden.

Wirsing, Sususi

 

Instant Chai Latte

Was für ein Glück, daß meine Teevorräte langsam zur Neige gingen…sonst hätte diese schöne Dose nie den Weg in meine Küche gefunden.

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Sie gab es für 2,99 € bei Penny und ist gefüllt mit Tassenportionen Chai Latte von Krüger. Diese gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen: Vanille-Zimt, Vanille-Zimt mit weniger Süß, Ingwer-Zitronengras und Schokolade. Abgepackt in praktischen Sachets für 150 ml Getränk. Wer noch nicht weiß, was Chai Latte ist: das ist so ähnlich wie Yogi-Tee mit aufgeschäumter Milch wie beim Cappuccino. Natürlich muß ich sagen, daß nichts über einen richtig aufgebrühten Yogi-Tee geht, aber manchmal hat man dazu einfach nicht die Zeit (oder auf Arbeit nicht den Topf). Deshalb probier ich auch immer Alternativen dazu.

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Ich habe gleich mal den „Classic India“ ausprobiert, das ist der Vanille-Zimt.

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Päckchen auf, in die Tasse geben, 150 ml heißes Wasser auffüllen und umrühren.
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Hm, sieht fast aus wie Cappuccino. *g* Das Pulver hat sich sehr gut und schnell aufgelöst und hat auch nicht geklumpt. Allerdings ist der Geruch doch sehr künstlich. Und das Vanille-Aroma schmeckt auch arg künstlich. Zimt war allerdings nicht herauszuschmecken. Dafür war das ganze schön cremig und, obwohl der Hauptbestandteil des Getränks Zucker und Süßmolkepulver ist war die Süße angenehm und nicht zu stark.

Ich denke, man kann es trinken, aber extra kaufen werde ich es mir nicht. Aber über die schöne Dose freu ich mich!

Wirsing, Sususi

Meine Kochbücher…Nr. 28

Aujourd’hui, nous sommes en France… In diesem 568 Seiten starken Werk von 1979 aus dem Hallwag Verlag findet sich buchstäblich eine kulinarische Tour de France mit Rezepten aus Restaurants und Hotels quer durch ganz Frankreich.

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Ob Suppen, Vorspeisen, Confits oder Meeresfische…26 verschiedene Kategorien präsentieren eine grande cuisine, die eines Fernand Point würdig ist. Auf den ersten Blick wirkt das Werk allerdings erst mal fast erschreckend: dick; ganz in schwarz/weiß ohne Farbbilder, die das ganze auflockern, bzw. präsentieren, wie das fertige Gericht aussehen soll; ellenlange Zutatenlisten. Zumindest letzteres resultiert allerdings daraus, daß die Zutaten auf den Rand geschrieben wurden. So kann sich ein Satz wie „die weißen, zarten Blätter von 4 Stangen Lauch in feine RInge geschnitten“ schon mal über 4 Zeilen erstrecken. Die meisten Zutatenlisten sind also gar nicht so lang und kompliziert, wie sie auf den ersten Blick wirken.

Zu den Rezepten ist immer das Restaurant aus dem das Rezept stammt und der Ort, wo es sich befindet angegeben. Weiter wird natürlich der französische Name genannt, die deutsche Übersetzung/Erklärung findet sich dann auch noch unter der Überschrift.

Anfänger werden sich mit diesem Werk schwer tun. Begriffe wie „sautieren“, „Mirepoix“ oder „Cocotte“ sollten dem Hobbykoch hier schon geläufig sein, auch wenn im Anhang ein Glossar dieses noch einmal erläutert. Wer aber kein ganz unbeschriebenes Blatt in der Küche ist, der darf sich auf Gaumenfreuden höchster Güte freuen: Fricassée de Poulet a al crème d´Estragon, Cote de Boef Sauce Marchand de vin oder Émincé de pommes de terre aux champignons zum Beispiel. Viele Rezepte hier drin sind, wenn man sie einmal gekocht hat, einfacher als man am Anfang gedacht hätte. Der pompöse Name tut natürlich dann sein übriges; gegrillte Miesmuscheln klingt natürlich nicht so wie Moules grillées a la provencale. Also ruhig mal rantrauen, Französische Küche ist gar nicht soooo schwer, wie man auf Grund des Resultats glauben könnte.

Wirsing, Sususi

Vecchia Osteria in Nürnberg

Bei meinem letzen Besuch in Nürnberg waren wir italienisch essen. Und zwar diesmal in der Vecchia Osteria. Ich weiß, jetzt werden viele erst mal aufstöhnen. Grund hierfür ist folgender: als die Vecchia Osteria vor, hm, ich meine ca. 15 Jahren oder so, aufgemacht hat, da war das Essen erst mal gut. Dann ist jedoch der Koch entfleucht und was dann kam war eine Phase, die nicht einmal die Beamten aus dem nahe gelegenen Finanzamt zum Mittagessen mehr akzeptabel finden konnten. Und wie das halt leider so ist, wenn man einmal einen schlechten Ruf weg hat – den wird man so schnell nicht wieder los! Ich kann jedoch versichern: es gab zwar ein oder zwei Kritikpunkte, aber man kann dort wieder zum Essen hingehen.

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Abgesehen von der normalen Speisekarte gibt es auch eine Karte mit Tagesgerichten:
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Bei schönem Wetter kann man prima draußen sitzen; da der Garten nicht an einer Hauptverkehrsstraße liegt und gut umzäunt ist, ist es dort sehr angenehm zum Essen.
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Als Vorspeise empfehlen sich Bruschetta und Pizzabrot mit Knoblauch.
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Die Bruschetta waren sehr lecker; jedes anders belegt: mal mit Champignons, mal mit Tomaten oder mit Paprika. Der Belag war gut abgeschmeckt; das Brot knusprig ohne trocken und bröselig zu sein.
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Ebenso gut war das Pizzabrot: schön dünn und knusprig, gut gewürzt und nicht trocken.

Jetzt kommen wir aber schon zum ersten kleinen Kritikpunkt: dem Beilagensalat. Erst mal an der Zusammenstellung ist nichts auszusetzen, im Gegenteil, hier findet sich frischer Salat mit frischem Gemüse im Schüsselchen; erfreuliche Abwechslung zu den ganzen Fertigsalaten aus dem Glas. Aber die Salatsoße war purer Essig mit genau so viel purem Öl. Kein Salz, kein Zucker zum Abschmecken, kein Pfeffer. Das Öl und der Essig waren nicht emulgiert; entweder hatte man nur Essig auf seinem Salatblatt oder nur Öl.
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Der zweite kleine Kritikpunkt ist die Anrichteweise: die Soße war etwas über den Rand und den Unterteller gekleckst. Und das Geschirr hat bereits diese Abnutzungsspuren, die immer aussehen wie Dreckschlieren auf dem Porzellan. Beim Hauptgericht war der Teller angeschlagen und ein ziemlich großes Stück Porzellan abgesprungen.
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Ich hatte Scaloppine mit Gorgonzola-Sauce. Dazu gab es Gemüsebeilage und Kartoffelspalten (2). Die Sauce war sehr gut, leicht nach Gorgonzola ohne penetrant zu sein; cremig ohne zu fettig zu sein. Das Gemüse war auf den Punkt gegart, schön bißfest ohne roh zu sein und zwar bei Zucchini, Gelbe Rüben und Brokkoli gleichermaßen. Die Schnitzelchen waren trotz der Dünne („Dicke“ kann man ja hier schlecht sagen *g*) weder trocken noch zäh gebraten. Ich war durchweg zufrieden mit dem Hauptgericht.

Also, hier kann man sicher wieder hingehen. Preislich liegen wir hier übrigens auch ziemlich gut und der Service war schnell und freundlich.

Wirsing, Sususi

Föhr kulinarisch…die Letzte…

…wenigstens vorerst. Denn, mal ehrlich, wie viel kann man in 6 Tagen Urlaub essen? *g* Es gibt natürlich alleine in Wyk noch sooooo viele Möglichkeiten. Da hätten wir z. B. die „13“. Dieses Restaurant gibt es auch schon viele, viele Jahre. Allerdings hat es preislich in den letzten Jahren einen riesen Sprung gemacht – nach oben!
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Ob das der Qualität entspricht – das kann ich leider nicht beurteilen. Aber hier kann man schon mit 40 Euro p. P. rausgehen.
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Das ist mir, selbst für einen Urlaub, etwas zu heftig.
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Lecker ist es auch hier:
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Hier muß ein Besuch allerdings wieder bis zum nächsten Mal auf der Insel warten.
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Dann wär da noch das Strandcafe Valentino, oder, auch sehr gut: das chinesische Restaurant „Peking Ente“. Mhhh, da läßt es sich gut essen. Oder das Restaurant am Flugplatz. Oder, oder oder.. Wie man sieht muß ich unbedingt wieder nach Wyk. Bis dahin…

Wirsing, Sususi

Der Toten gedenken – Bulbul Sharma

Heute möchte ich mal ein Buch vorstellen, welches ausnahmsweise mal kein Kochbuch ist. Es handelt sich bereits um das zweite Werk der Schriftstellerin Bulbul Sharma. Wie man vielleicht am Namen bereits erkennen kann: sie lebt in Indien, genauer gesagt in Dehli.

Das Buch, erschienen im Original unter dem Titel “ Eating Women, telling tales – Stories about Food“ im Zubaan Verlag – hier in Deutschland beim Epidu Verlag (www.epidu.de) unter dem Titel „Der Toten gedenken – Indische Frauen bitten zu Tisch“.
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Ich mußte etwas überlegen, habe mich dann aber doch entschieden, den Klappentext hier nicht mit aufzuführen – ich finde, er wird dem Buch erstens nicht gerecht und weckt zweitens Erwartungen, in dem Buch wären kleine heitere Anekdoten à la Ephraim Kishon zu finden. Wer das erste Werk von Bulbul Sharma kennt, der wird darauf natürlich genau so wenig reinfallen, wie auf das Cover – hier sind auch keine Kriminalromane zu finden.

Davon mal abgesehen handelt es sich um ein ziemlich dünnes Paperback-Buch mit nur 132 Seiten – also eigentlich ein Werk, welches man an 1 – 2 Abenden durch hat. Ich sage gleich mal vorweg: Ich habe dafür fast zwei Wochen gebraucht (und das nicht, weil das Buch so langweilig oder schlecht zu lesen wäre, im Gegenteil), warum das so ist, darauf komme ich noch zurück.

Gehen wir doch mal in das Buch. Es fängt damit an, daß sich ein paar indische Frauen, alle auf verschlungenen Wegen miteinander verwandt, treffen, um eine Todestagsfeier für einen verstorbenen Verwanden vorzubereiten. Nun dürfte jeder solche oder zumindest ähnliche Famiienfeiern kennen – die Vorbereitung des Essens nimmt einen sehr großen Teil der Zeit in Anspruch, sogar im modernen Europa. Versetzt man sich jetzt auch noch nach Indien, wo der Tupper-Chef nicht in jeder Küche steht, dann kann man sich denken, daß mit den Essensvorbereitungen lange Stunden Gemüse schnippseln, Reis kochen, Curry schmoren, ect. verbunden sind. Und was tut man, bzw. Frau dabei unweigerlich? Erzählen. Zu solchen Gelegenheiten kommen natürlich immer schon tausend Mal gehörte Familiengeschichten zur Erinnerung. Jeder kennt das, und wenn man ehrlich ist, jeder wartet doch bei solchen Gelegenheiten nur auf seine Lieblingsgeschichte.

Es handelt sich hier also um ein paar Kurzgeschichten, eingebettet in die obrige Rahmenhandlung. Das Besondere an diesen Geschichten ist unter anderem, daß sie kein Ende haben. Sharma fängt an, eine Geschichte erzählen zu lassen, die auf den ersten Blick sacht dahinplätschert. Und dann plötzlich, wie zufällig hingestreut, erscheint ein Satz, der der Geschichte mit einem Mal unendliche Tiefe verleiht. In die angesprochenen Themen kann sich jeder auf die ein oder andere Weise hineinversetzen, und dadurch wird der Effekt noch verstärkt. Wer kennt es zum Beispiel nicht, als Kind sieht man die Welt seiner Eltern ganz anders. Als Elternteil sieht man auch in dem Erwachsenen noch ein Kind. Es findet, bei den einen mehr, bei den anderen weniger, ein bißchen eine Art Entfremdung statt – und das gilt ja nicht nur, wenn der Sohn plötzlich ins Ausland zieht. Und wer kennt das nicht, wenn jemand Liebes aus der Verwandtschaft gestorben ist – plötzlich hat die betreffende Person jeder anders in Erinnerung. War Mutter jetzt Vegetarierin und hat den Fisch nur der Schwiegertochter zuliebe gegessen? War sie einverstanden mit der Wahl ihres Schwiegersohns oder nur zu höflich um etwas zu sagen? Wem hat sie die Goldkette versprochen und wem tatsächlich geschenkt oder vererbt?

(Fast) Alle Geschichte hier drin bieten unendlich viel zum Nachdenken, Bulbul Sharma gibt hier immer nur den Denkanstoß. Das ist auch der Grund, warum ich so lange zum lesen gebraucht habe. Man kann dieses Buch nicht einfach am Stück runterlesen. Immer wieder ertappt man sich dabei, daß man schon seit zehn Minuten Löcher in die Luft starrt und denkt, statt weiter zu lesen. So auch bei der Geschichte, als ein Mann nach dem Tod seiner Frau plötzlich feststellt, daß er sie viel schlechter gekannt hat, als der Gärtner, mit dem sie jeden Tag geredet hat. Wenn man früh aus dem Haus geht und erst spät abends wiederkommt – was kriegt man denn da von seiner Familie noch mit, wenn man sich nicht explizit die Zeit dazu nimmt? Eine Frage, die man sich gerade in der heutigen Zeit (egal ob in Indien, Amerika oder Deutschland) immer wieder stellen kann.

Eine so immense Gedankenvielfalt auf nur 132 Seiten unterzubringen und dabei eine gewisse Ironie nicht aus den Augen zu verlieren – dazu gehört schon einiges schriftstellerisches Können. Das bringt Bulbul Sharma hier auf sehr elegante Art und Weise zum Ausdruck. Abgesehen davon bekommt man auch noch einen kleinen Einblick nach Indien und in die Indische Wesensheit, denn die Hauptprotagonisten in diesem Buch sind Inder. Grade dieser manchmal recht deutliche Kulturunterschied hebt aber verschiede Gedanken noch mehr in den Vordergrund, weil man auch immer wieder darüber nachdenken muß, wo die Parallelen bzw. Unterschiede zur europäischen Kultur stecken. Und, wie gesagt, trotz aller Unterschiede sind die angesprochenen Themen auf die ein oder andere Weise universell verstehbar.

Ich möchte deshalb www.blogdeinbuch.de danken, daß ich die Möglichkeit hatte, dieses Buch zu lesen – ich habe es absolut nicht bereut.

Wer daran denkt, sich selber mal da reinzulesen, hier läßt sich das Buch beziehen:

http://shop.strato.de/epages/62793964.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62793964/Products/ro-dtg-001-p