Vielleicht ist einigen aufgefallen, daß ich im letzten Artikel wieder eine meiner Tassen verwendet habe. Wem es nicht aufgefallen ist, hier ist sie noch einmal in ihrer ganzen Schönheit:
Ein Sammelgedeck der Firma Heinrich & Co., Selb. An der Porzellanmarke ist zu erkennen, daß das Gedeck von nach 1939 stammt, davor hatte H&C noch zwei überkreuzte Schwerter in der Marke. Wie man sieht, ist dieses Gedeck „Echt Kobalt“, deshalb auch diese wunderschöne tiefblaue Farbe. „Uiuiui, echt Kobalt,“ werden jetzt einige fragen, „ist das denn nicht giftig?“ Jaein. Kobalt an sich gilt als gesundheitsschädlich, das ist richtig. Trotzdem ist es ebenfalls Bestandteil des Vitamin B12 und als solches sogar lebensnotwendig. Wie immer, die Dosis macht das Gift.
Was jetzt das Geschirr mit Kobaltglasur betrifft: Kobalt ist, neben Chromverbindungen (grün) eine der wenigen Glasuren, die im Unterglasurbrand verarbeitet werden können, d. h. der Glattbrand erfolgt bei über 1300 °C und somit bei viel höheren Temperaturen als Dekore im Aufglasurbrand (dazu kommen wir beim Gold irgendwann noch mal). Dabei verschmilzt das Cobalt so vollständig mit dem Porzellan, daß keine Spuren mehr abgegeben werden.
Wer allerdings aus dem letzten Südamerika-Urlaub (ebenfalls nicht ausgenommen sind Hinterhofmanufakturen in Spanien, Portugal o. ä.) ein Saftservice mit Bemalung mitgenommen hat, der sollte zumindest drauf achten, keine säurehaltigen Getränke drin aufzubewahren bzw. längere Zeit drin stehen zu lassen. Extrem bleihaltige Glasuren bzw. metalloxidhaltige Glasuren im Aufglasurdekor (keine hohe Brenntemperatur) sind immer noch gerne im Umlauf; hier kann eine gewisse Vorsicht nicht schaden.
Wirsing, Sususi