Es ist ein übles Gerücht, daß bei Busreisen mindestens eine Person im Bus Zitronenmelissebonbons verteilt. Stimmt nicht! Es waren Eukalyptus und Joghurt-Bonbons. Nein, mal im Ernst: ich bin ein wirklich großer Fan von Busreisen. Wo sonst kann man den Homo Touristii besser studieren, als in seinem natürlichen Habitat, dem Reisebus. So gesehen war der Ausflug an den Bodensee zur Insel Reichenau mit Eberhardt Reisen nahezu eine Studienreise.
Los ging es in Pforzheim um 11 Uhr vormittags. Da der Bus bereits in Karlsruhe war, war er schon zur Hälfte besetzt. Und hier gab es auch schon die ersten Schwierigkeiten: ein Herr mit Platznummer 9 A wollte unbedingt neben seiner Frau mit Platznummer 14 D sitzen. Da die Dame auf 14 C so nett war, zu tauschen, konnten wir sogar pünktlich abfahren.
Die Fahrt an sich war sehr entspannend, es war schön, endlich mal nicht selber auf den Verkehr aufpassen zu müssen!
Vorne hinter dem Fahrer war eine kleine Digitalanzeige angebracht, die abwechselnd die Uhrzeit bzw. die Innentemperatur anzeigte. Kurz nach Fahrtantritt holte jemand seinen Rucksack aus dem Gepäckfach und kam dabei auf diesen kleinen „Stop“-Knopf. Jetzt zeigte die Anzeige natürlich nur noch „Stop“ und keine Temperatur mehr an. Nach zehn Minuten begann nervöses Geflüster. Offensichtlich waren sich die Reisenden nicht mehr sicher, ob sie noch schwitzen oder schon frieren sollten. Das zweiköpfige Abgesandten-Team konnte vom Busfahrer allerdings beruhigt werden: beim Raststätten-Halt geht das „Stop“ wieder weg!
Diesen Halt machten wir dann am Rasthaus Im Hegau. Von dort hat man eine schöne Aussicht, z. B. auf das Franzosenwäldchen oder den Berg Hohenhewen. Und ab da kann man schon sagen, wie das Wetter wird. Wie wir losgefahren sind, hat es, wie auch im Tagesverlauf, mal kurz getröpfelt, aber sonst war es heiß und sonnig.
Gegen halb zwei/zwei waren wir dann auf der Insel. Der erste Abstecher ging hinunter zum Yachthafen, wo auch noch das Wein-u. Fischerfest 2013 stattfand.
Dies war allerdings eher enttäuschend. Anscheinend war das Fischerfest tatsächlich mal ein Fest, an dem frischer Bodensee-Fisch serviert wurde. Das sich der Fisch in den letzten Jahren in 1/2 Hähnchen, Thüringer Bratwurst und Zwiebelkuchen verwandelt hatte, das war Eberhardt Reisen wohl ebenfalls unbekannt, wie aus der Reaktion des Busfahrers zu schließen. Er gibt es aber so an den Veranstalter der Fahrt weiter. Alles, was jetzt noch an Fisch zu finden war, war dies:
Ok, dann halt ein Felchenfilet. Schmeckt ja auch. Aber wenn es nicht so heiß gewesen wäre, und ich Hunger gehabt hätte, dann wäre ich ziemlich enttäuscht gewesen.
Hm, also, wenn es schon keinen Teller als Unterlage gibt, dann hätte ich wenigstens gerne ein Messer gehabt, denn mit einem Büschel Petersilie verstreicht sich der Meerrettich so blöde!
Ein Glas Wein gab es auch, für mehr war es eindeutig zu heiß:
Also gut, ein Trip an den Bodensee lohnt sich ja auch ohne Fisch, deshalb habe ich einen schönen Spaziergang unternommen: zum Seebad, zu Peter und Paul, zum Kräutergarten, und natürlich so viel wie möglich in Wassernähe. Sogar bis zu den Schenkeln im Wasser war ich, was bei meinem Temperaturempfinden wirklich was heißen will!
Fällt jemandem an diesem Bild was auf? Kleiner Tip: es ist ein Schild an diesem Baum angebracht!
Auf der anderen Bodensee-Seite war Allensbach schön zu sehen:
Wem es zu heiß ist, der kann sich ja das Marienmünster anschauen, dort im Klosterkeller ist auch ein Weinverkauf untergebracht:
Da der Busfahrer bereits auf der Hinfahrt angedroht hatte, wer zur spät zur Abfahrt kommt, muß im Bus singen und tanzen, waren alle sehr pünktlich wieder um 18:30 Uhr am Bus, alle mehr oder weniger k.o. Die Heimfahrt verlief dann dementsprechend ruhig, trotz der Vollsperrung der A8. Aber unser (wirklich sehr netter und) souveräner Fahrer bog einfach vorher schon von der Autobahn ab, und so bekamen wir noch eine kleine Rundfahrt mit dazu. Pünktlichst um Schlag 21:00 Uhr waren wir dann wieder am ZOB Nord.
Das war ein sehr schöner Ausflug, jederzeit gerne wieder mit diesem Unternehmen, wenn dort alle Fahrten so sind. Bequemer kann man ja eigentlich auch gar keinen Ausflug unternehmen: man muß nicht selber fahren und sich mit anderen Verkehrsteilnehmern rumärgern. Man muß keinen Parkplatz suchen; man muß sich um nichts kümmern, außer daß man pünktlich ist. Und für 36 € kann man nicht meckern, wenn man sich hier die Benzin-Preise mal anschaut! Also, mal sehen, wohin der nächste Ausflug geht…
Wirsing, Sususi