Das allererste, was ich an der Nordsee normalerweise esse, ist…. Apfelkuchen. Nämlich auf der Fähre. Da man aber nach Sylt keine Fähre braucht, fiel dieser buchstäblich ins Wasser. Das zweite, was dann normalerweise folgt, ist ein: Fischbrötchen! Klaro.
Und da jeder, dem ich erzählte, wo ich hinfahre, sagte: „Hey, da mußt du zu Gosch“, war ich ganz brav und habe das gemacht. Praktischerweise hat Gosch ja sogar direkt am Strand einen Verkaufskiosk und ein kleines Lokal: (seht Ihr das Schild mit der Möwen-Warnung da unten rechts? Nehmt es verdammt ernst! Eine herkömmliche 08/15-Möwe braucht ca. 3,2 Sekunden für ein komplettes Räucherlachsbrötchen inkl. Aufpickens der Zwiebeln… ich habe dort in der Woche mehr als einen Touristen sein Mittagessen verlieren sehen…)
Ich entschied mich für ein Brötchen mit Räucheraal und Meerettich für 4,50 €. Das war… gut. Also, wie ein Fischbrötchen halt. Weder kam die spektakuläre Geschmacksexplosion, mit der ich nach all den „Gosch“-Rufern gerechnet hätte, noch war es irgendwie anders als jedes andere Räucheraal-Brötchen welche ich bisher hatte.
„Hm“, dachte ich mir, „da muß doch mehr dran sein. Muß ja einen Grund haben, daß jeder „Gosch ist toll“ schreit. Ich suchte also die „richtige“ Filiale in Westerland auf. Suchen mußte ich eigentlich nicht lange, nur sehen konnte man sie kaum: dort drängten sich jede Sekunde, die ich auf der Insel verbrachte mindestens 200 Menschen drin und drum rum.
Drinnen bestellte man Essen (von draußen ist übrigens nicht ersichtlich, was es alles gibt und zu welchem Preis!) und suchte sich dann draußen einen Platz. Oder man suchte sich einen Platz und… ja, wie denn nun? Hat man Essen, ist der Platz weg. Hat man Platz, kriegt man kein Essen… Man sollte also mind. immer zu zweit sein, sonst klappt das irgendwie nicht. Getränke werden aber serviert und draußen bestellt, was zu diversen Verwirrungen führte und dazu, daß man drei verschiedenen Bedienungen erklären mußte, daß man noch nicht weiß, was man trinken will. Man kriegt also hinten die Tasche ins Kreuz, unterm Tisch latscht der Hund auf den Zehen drauf rum, der Kinderwagen verhakt sich in der Jacke und während man den Hummer für 20 Euro verspeist, wird man von drei Seiten mit Zigarettenqualm vollgeraucht. Soll das gemütlich sein?
Jetzt sah die Auswahl an Frischfisch für mich wirklich sehr frisch aus, aber das können andere Fischgeschäfte auch. Preislich waren die Essensangebote doch ein paar Euro teurer als anderswo. Ich entschied mich also für die Krabbensuppe, denn die liebe ich!
Der Fairness halber muß man sagen, daß die Suppenportion ordentlich war. Auch die Krabbeneinlage war nicht so schlecht. Allgemein war das eine gute Suppe, aber sie war eben nicht sehr gut. Ein wenig flach im Geschmack. Und dann war da die Petersilie! Petersilie auf Krabbensuppe schmeckt irgendwie *brrrr*. Frühlingszwiebeln, ja. Schnittlauch, ja. Persilie, nein! Und eine kleine Scheibe Baguette dazu? Die versteckt sich hier so verschämt hinter der Schüssel; das ist aber auch knickerig! Sonst bekommt man wenigstens eine Semmel oder ein Baguettebrötchen dazu.
Nein, Gosch hat mich zumindest in Westerland gar nicht überzeugt.
Ich kann nicht für Wenningstedt sprechen oder für List, wo es zumindest eindeutig so aussah, als drängt sich dort nicht die ganze Insel:
Also, wenn man Fischbrötchen essen möchte, dann ist Gosch sicher keine schlechte Anlaufstelle. Wenn man aber Fisch essen möchte, dann gibt es gemütlichere, qualitativ gleichwertig oder bessere Locations für gleich viel oder sogar weniger Geld. Und was das sehen und gesehen werden angeht… in der Menschenmenge sieht man sowieso nichts.
Wirsing, Sususi